Knappenhaus

Sanierung, Innenarchitektur, Wohnhaus | Gossensass

Fertigstellung: 2022

historische Farbgebung

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BLÜTEZEIT RELOADED

Städtebaulich hat sich in dieser Dorfgasse eine Reihung von 5 Mehrfamilienhäusern über die Jahrhunderte gebildet. Diese somit entstehende Gasse entspricht einer städtischen, funktional gewählten Anordnung und ist mit seinen vorgelagerten Gemüsegärten charakteristisch für das Dorfbild.
Im Ursprungszustand, zur Zeit der Knappen waren die Gebäude nur 2-geschossig organisiert, im Erdgeschoss befand sich im südlich orientierten Bereich der Wohnbereich rund um die Stube mit Gewölbe und einem zentralen Ofen. Der nordseitig gerichtete Teil war der Stallbereich. Im 1.Obergeschoss befand sich die für diese Zone charakterisierende „Tenne“, also Raum zum Lagern des Heues. Zusammen mit den vorgelagerten Gärten bildete diese Baueinheit sowohl Lebens- als auch Arbeitsmittelpunkt für die ganze Familie.
Um die Jahrhundertwende erfuhr die Ortschaft Gossensass eine Blütezeit, welche sich in verschiedenen Hotel- und Erweiterungsbauten der Belle Epoche widerspiegelte. Auch das Gebäude in der Pfarrgasse erhielt eine für diese Zeit charakterisierende Aufwertung. Das Gebäude wurde mit zwei weiteren Obergeschossen (die Raumhöhe beträgt im 2.Obergeschoss 2,90 Meter, eine für jene Zeit übliche Raumhöhe) plus Dachraum ergänzt. Die Fassade gegen Süden erfuhr neben einer Balkonfront zusätzliche Veranda-Zubauten. Diese historische Wintergärten dienen als Pufferraum, analog bei weiteren, in dieser Zeit entstandenen Bauten in Gossensass, wie auch bei den Nachbargebäuden der Pfarrgasse, welche allerdings im Lauf der Jahrzehnte entfernt wurden.
Die Haustechnik und die vorgesetzte Balkonfassade waren in die Jahre gekommen und eine Modernisierung bzw. Erneuerung gewünscht. Gleichzeitig existierte der Wunsch, die Architektur in ihrer optischen Erscheinung wie im historischen Vorbild aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts wieder „leichter und fröhlicher“ zu gestalten. Mithilfe von zahlreichen Farbstudien und Musteranfertigungen im Großformat wurden die Materialien und Farben ermittelt. Auch der historische Kontext wurde bewusst studiert und in die Gestaltung aufgenommen:
Für die Gartenfassade Richtung Südwesten wurden geschwungene Balkonlatten (die Schweifung inspiriert von einer historischen Aufnahme aus dem vorigen Jahrhundert) gewählt, die durch den hellgrünen Farbanstrich zusätzlich an Leichtigkeit ausstrahlen. Die Veranda-Fassade sollte in ihrer Wirkung mit einem dunkleren Farbton eleganter und dadurch in Mittelpunkt gestellt werden. Die Hauptfassade mit grobem rötlichem Putz tritt optisch eher in den Hintergrund.

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Die Fassade am nordostseitig liegenden Straßenzug war mit seinen kleinen Fensteröffnungen eine flache, abweisende und ungestaltete Erscheinung. Mit der Rhythmisierung und Unterteilung der Fläche in unterschiedliche Farbfelder und Rahmungen entsteht eine vollkommen neue, elegante und einladende Wirkung. Die Neugestaltung dieser Fassade wird als bewusste Analogie zur Tradition der Belle Epoche gesehen.
Das Farb- und Materialkonzept ist weiters inspiriert von einer historischen Malerei eines floralen Musters in grünen und rosa Farbtönen, welche in den unterschiedlichen Geschossen freigelegt wurde.

Im Erdgeschoss wurde die bestehende 2-Zimmerwohnung erweitert, indem 4 nicht genutzte Räume dazu addiert wurden. Diese waren teilweise im „Originalzustand“ aus dem vorigen Jahrhundert mit marodem Dielenboden auf Sandschüttung. Das Steinmauerwerk war teilweise von aufsteigender Feuchtigkeit und Ausblühungen beeinträchtigt. Nach der Entfernung der mehrteiligen Verputzschichten konnte teilweise der Originalzustand aus der Zeit der Knappen-Siedlung freigelegt werden. Zum Vorschein kam ein lose gehauenes Steinmauerwerk mit einfachem Kalk Zement verbunden, welches in einigen Teilen auch in Sicht erhalten bleibt.

Fotografie: Tobias Kaser

Jahr 2022

Mehrfamilien-Mietshaus

Bruttogeschossfläche: 656m2

Nettofläche Wohnen: 385m2

“Martin, da habt ihr in der historischen Kiste gekramt. Kompliment, gefällt mir gut!”

Herr E.Historiker und Dorfchronist